Pinot Meunier: Rebsorte voll Frucht und Würze

Sie ist vor allem als eine der drei Champagner-Sorten bekannt: Pinot Meunier. Den edlen Schaumweinen verleiht sie einen fruchtigen Kick. Entdecken Sie mit uns die würzige Rebsorte!
Pinot Meunier ist eher ein Underdog unter den Rebsorten. Dazu ein Blick auf Zahlen: Im Jahr 2016 waren auf der ganzen Welt lediglich knapp 15.000 Hektar mit der roten Sorte bestockt. Wie wenig das ist, sieht man an folgendem Vergleich: Die weltweit meistangebaute rote Sorte Cabernet Sauvignon kam im gleichen Jahr auf rund 310.000 Hektar, also etwa das Zwanzigfache.
Und trotzdem: Seine Hauptrolle spielt der Underdog ausgerechnet im luxuriösesten Getränk der Weinwelt. Denn in der französischen Champagne befinden sich ganze 82 Prozent der globalen Rebfläche von Pinot Meunier! Dort vinifiziert man die Sorte meist trocken und äußerst fachmännisch als Cuvée-Partner für Champagner. Kommen wir also ins Mutterland der Schaumweine, in die Champagne.

Champagner: So schmeckt Pinot Meunier
Die Winzer östlich von Paris haben die Hektaranzahl ihrer Rebflächen in etwa zu gleichen Teilen zwischen der weißen Chardonnay, der roten Pinot Noir und Pinot Meunier aufgeteilt. Da man Pinot Meunier ein geringes Alterungspotenzial nachsagt, wird sie hauptsächlich gemeinsam mit anderen Sorten als Champagner vinifiziert. Und genau zu diesen steuert sie ihr faszinierendes, fruchtig-würziges Aromenprofil bei.Aromatisch ähnelt sie Pinot Noir, ist dabei jedoch intensiver. Geruch und Geschmack zeigen dunkle Früchte wie Brombeeren, Cassis und Schwarzkirschen. Hinzu kommen rote Früchte wie Himbeeren und Süßkirschen und ein Duft nach Rosen, Lavendel, Trüffeln und Pilzen. Am Gaumen fühlt sie sich eher mittelkräftig und feingliedrig an, ein mittlerer Gehalt an Tanninen sorgt für einen weichen und harmonischen Eindruck.
Chamapagner-Tipps
Klima und Reife
Sie wächst am besten dort, wo die anderen beiden Champagner-Sorten nicht gut gedeihen: In den kühleren Gebieten mit reichhaltigen Lehmböden. Solche Lagen finden sich westlich der inoffiziellen Champagner-Hauptstadt Reims in Montagne de Reims und im noch westlicher gelegenen Marne-Tal. Sie sind dann auch mit 50 Prozent und mehr Pinot Meunier bestockt.In diesen kühleren Lagen kann Pinot Meunier den Vorteil ihrer kurzen Vegetationsperiode voll ausspielen: sie erfriert nicht. Ein unschlagbares Plus im Vergleich zu Pinot Noir! Denn Pinot Meunier treibt im Vergleich zu dieser später aus und reift früher. So können Frühjahrs- und Herbstfrost die Reben nicht schädigen. Die kürzere Wachstumsphase schützt also die Rebstöcke davor, im Frühjahr Triebe zu verlieren und im Herbst davor, dass Trauben am Stock erfrieren. Für Winzer in der klimatisch unbeständigen Champagne eine gute Absicherung ihrer Ernte.

Trend Blanc des Noirs
Lange hat man reinsortige Champagner nur aus Chardonnay und Pinot Noir gemacht. Denn bei Pinot Meunier überwog die Befürchtung, das edle Getränk könnte zu schnell fad werden. Heute jedoch experimentieren vor allem junge Winzer mit dem Underdog und bauen Pinot Meunier auch mal reinsortig aus, um die volle Frucht zu zeigen.So ergeben etwa Trauben von alten Rebstöcken bessere Schaumweine, die länger frisch und fruchtig schmecken. Und diese Blanc des Noirs ("Weißer aus Schwarzen") aus Pinot Meunier sind neben Rosé-Champagnern definitiv ein weiterer spannender Trend in der Champagne. Vorrangig klassische Cuvées gibt es in den Schaumweinen anderer Länder.

Schaumweine außerhalb Frankreichs
Schaut man sich die drei häufigsten Rebsorten in Großbritannien nach Rebfläche an, wird schnell klar, dass eindeutig Prickelndes im Fokus steht. Pinot Meunier folgt dort auf Pinot Noir und Chardonnay. Auf den kalkhaltigen Böden zwischen Hampshire, Sussex und Kent werden mittlerweile alle drei Champagnersorten angebaut. Die Schaumweinproduktion steigt, auch aufgrund des Klimawandels. Und die britischen Sparklings sind gut! Wohl kaum sonst würden Koryphäen aus der Champagne wie das Haus Taittinger dort ins Geschäft einsteigen und eine eigene Produktion aufbauen. Die ersten Flaschen wird es aber frühestens im Jahr 2024 geben, denn Taittinger ist erst seit 2017 auf der Insel aktiv.
Weitere Anpflanzungen gibt es noch in Moldawien, Südafrika, Argentinien, Kanada, Italien, Spanien, Chile und der Schweiz - alle hauptsächlich genutzt für Schaumwein. Verlassen wir nun kurz die Welt der prickelnden Weine und schauen uns eine Besonderheit an. Und dazu gehen wir nach Deutschland.

Deutsche Besonderheiten: Stilles, Süßes, Schwarzriesling
Im zweitgrößten Anbaugebiet nach Frankreich werden die Weine vor allem reinsortig als Stillwein ausgebaut. Bemerkenswert sind in Deutschland einige süße Varianten wie Kabinett, Spätlese oder Trockenbeerenauslesen. Von den reinsortigen Blanc de Noirs im Nachbarland inspiriert, entdecken zudem auch deutsche Winzer edle Schäumer aus der Sorte für sich. Allerdings werden Sie den Namen Pinot Meunier auf deutschen Etiketten nicht finden. Stattdessen begegnen Ihnen dort Schwarzriesling oder Müllerrebe. Letzteres hat mit dem Aussehen der Rebe zu tun.Die schwarzblauen, mittelgroßen Beeren stehen in der Traube kompakt zusammen. Dreht man die Blattunterseite nach oben, sieht man stark behaarte Blätter, die nahezu weiß erscheinen. Dieser besonderen weißen Färbung verdankt sie dann auch ihren Namen. Als hätte in grauer Vorzeit der ortsansässige Müller, der im Französischen "Meunier" heißt, eine Fuhre Mehl neben dem Weinberg verkippt, das dann der Wind in die Reben geweht hat.


Knapp 2.000 Hektar waren 2019 mit ihr bestockt und so belegt sie zwei Prozent der deutschen Rebfläche. Am bekanntesten ist sie definitiv im Anbaugebiet Württemberg. Denn dort befindet sich der Löwenanteil der Anbaufläche: 1.300 Hektar! So ist sie dort nach Trollinger und Lemberger die dritthäufigste Rotweinsorte. Bereits seit dem 19. Jahrhundert werden Weine aus Schwarzriesling in Württemberg gekeltert. Darüber hinaus gibt es noch kleinere Anpflanzungen in Baden, der Pfalz, Franken und Rheinhessen. Eine interessante Variante ohne Haare an den Blättern ist Samtrot, die ebenfalls in den genannten Gebieten wächst. Dieser Name verweist darauf, wie angenehm weich sich die Weine am Gaumen anfühlen.