Aperitif: Alles auf Anfang

Er steht ganz am Anfang eines geselligen Abends: der Aperitif. Weil er Gaumen (und Geist) öffnet und alle auf eine genussvolle Zeit einstimmt. Wir schauen zum Aperitif in Italien und Frankreich vorbei und stellen Ihnen unsere Tipps vor.
Zur Herkunft des Aperitifs gibt es verschiedene Geschichten. Und wie immer, wenn es um kulinarische Themen geht, proklamieren sowohl Frankreich als auch Italien diesen Verdienst für sich. Schauen wir uns die Geschichte des Aperitifs im Schnelldurchlauf an.
Wie alles begann
So begann in Italien im Jahr 1786 der Turiner Weinhändler Antonio Benedetti Carpano, einen mit Kräutern versetzten Wein zu verkaufen. Und das sehr erfolgreich. Denn die Wermutkräuter sorgten in dem weinigen, leicht süßlichen Getränken für eine animierende Bitternote, die bis heute für viele Aperitif-Getränke kennzeichnend ist und den Appetit anregt. Wenngleich Carpano der Erste war, der seinen Aperitif kommerziell vermarktete, so wussten bereits die Alten Römer um die Wirkung von Wermut. Mulsum hieß der Drink der Stunde und bestand aus Wein, Honig, Gewürzen, Blüten und eben Wermut. Nach so manch römischer Origie dürfte er für Linderung gesorgt haben - er fungierte also auch als Digestif hervorragend.In Frankreich hingegen spielte sich parallel zur Französischen Revolution auch eine kulinarische Revolution ab. Die Haute Cuisine, bis dahin nur in den Adelshäusern zelebriert, fand ihren Weg in die Restaurants, die in immer größerer Zahl eröffnet wurden. Die wichtigste Mahlzeit verschob sich dadurch von der Mittagszeit in die Abendstunden und es ergab sich ein etwa einstündiges Zeitfenster zwischen Ende der Arbeit und Öffnung der Restaurantküchen. Und womit füllt der typische Franzose eine solche Zeit am liebsten? Genau: mit einem Aperitif! Und mit Pastis, Absinth und Pernod waren auch schon bald die ersten französischen Aperitifs auf dem Markt. Auch diese haben eine Erfolgsgeschichte zu verbuchen, denn sie gehören heute unangefochten zu den Klassikern und dürfen auf keiner Aperitif-Karte fehlen.

Aperitif aus der Sicht eines Weinhändlers
Wir möchten natürlich Martini, Pastis, Aperol Sprizz und Co. auf keinen Fall ihre anregende Wirkung als Aperitif absprechen. Auch wir haben sicherlich bei der einen oder anderen Gelegenheit deren Vorzüge genossen. Doch möchten wir uns auf unsere Kernkompetenz beschränken. Und die ist nun einmal Wein! Was also muss ein solcher haben, um als Aperitif den Abend zu eröffnen?Der Aperitif-Klassiker: Champagner
Der wohl klassischste Aperitif ist und bleibt der Champagner! Denn Schaumwein-Aromen sind in der Regel eher fein und subtil. Der Gaumen wird animiert, aber noch nicht derart auf einen Geschmack eingenordet, dass es jeder folgende Wein schwer hätte. Die Bubbles tun natürlich ihr Übriges, um Champagner zum perfekten Aperitif zu machen. Schließlich ist es fast unmöglich, sich dessen belebender Wirkung zu entziehen - egal, ob als Cocktail oder solo. Wir empfehlen den 'Brut Tradition' Premier Cru von Jean-Pierre Patigny. Ein Winzerchampagner aus Premier Cru-Lagen, der mit Frische und Eleganz überzeugt. Im Finale blitzt eine saline Note auf, die Lust auf den nächsten Schluck macht. Mehr kann man sich von einem Aperitif nicht wünschen.Geht auch Wein als Aperitif?
Um alle Zweifel im Keime zu ersticken: Natürlich kann auch Wein ein phantastischer Aperitif sein. Dabei gibt es nur ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Ebenso wie beim Champagner gilt auch hier: Weniger ist mehr. Der im Barrique gereifte Chardonnay aus Kalifornien ist natürlich köstlich, als Aperitif aber zu wuchtig und dominant. Hier raten wir Ihnen zu leichten, animierenden Weinen, gerne auch mit einer wahrnehmbaren Weinsäure
Txakoli ist zum Beispiel eine exzellente Wahl. Der kultige Weißwein aus dem Baskenland zeigt sich im Glas frisch wie eine Meeresbrise, mit knackiger Weinsäure und feinem Fruchtspiel. Ein Wein wie der 'Somos Uno' 2018 der Bodegas Bat Gara wird Sie und Ihre Gäste in die passende Stimmung versetzen, um in den Abend zu starten.
Aperitif in Rot
Eine Frage bleibt freilich noch zu klären. Wir haben viel über Frische, subtile Aromen und Mineralik gesprochen - alles passende Eigenschaften für einen Aperitif. Ist Rotwein also per se nicht geeignet, um in den Abend zu starten? Mitnichten! Einen Zinfandel-Blockbuster würden wir nicht empfehlen. Auch hier wieder, weil er mit seiner Wucht spätere zarte Genüssen gnadenlos übertönen würde. Aber es gibt durchaus Rotweine, die mit ausreichend Eleganz und Subtilität ausgestattet sind, um als Aperitif zum Einsatz zu kommen. Ein Sparkling Shiraz aus Australien könnte beispielsweise eine gelungene Aperitif-Überraschung darstellen.Wie auch immer Sie in den Abend starten: Wir wünschen Ihnen, dass Sie bei unseren Tipps genau den Aperitif finden, der Ihre Gäste in die beste Stimmung für einen schönen Abend bringt.